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Natura


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In dieser Arbeit möchte ich die Blickrichtung auf den Begriff der Entwicklung ändern und nach außen richten, auf die uns umgebende Natur und Umwelt.

Fragt man nach der Bedeutung der Natur für den Menschen und seiner Entwicklung, so lässt sich klar antworten, dass sie die Grundlage und den Boden für unsere Entwicklung bereitstellt. Wir errichten unsere gesamte Kultur aus dem material, welches uns die Natur zur Verfügung stellt. Selbst unser eigener Körper, unsere individuelle Entwicklungsgrundlage, baut sich aus den Substanzen der Natur auf. Die Bedeutung der Natur für den Menschen ist also leicht zu entdecken.

Aber man kann die obige Fragestellung auch umkehren. Die Frage lautet nun: >>Welche Bedeutung hat der Mensch für die Natur? << Dieser nicht so klar auf der Hand liegenden Fragestellung möchte ich in meiner Arbeit und diesen Zeilen nachgehen.

Stellt man die Frage so, dann schwingt in ihr unausgesprochen eine Verantwortlichkeit des Menschen für seinen Umgang mit der Natur mit. Und diese Fragestellung lässt sogar die weiterführende Frage nach einer möglichen Entwicklungsfähigkeit der Natur selbst zu. Sie gibt Spielraum für neue Vorstellungen und Sichtweisen. Denn diese mögliche Entwicklungsfähigkeit der Natur, ist nicht ohne den Menschen zu denken. Sie ist geradezu auf die aktive Tätigkeit und Mithilfe des Menschen bezogen und angewiesen. Gerade auf diese Bedeutung des Menschen für die Natur möchte ich in meiner Arbeit spielerisch den Blick richten.

Zu diesem Zweck musste ich zunächst versuchen die Natur, über ihre Einzelgestaltungen hinaus, als etwas Ganzes zu fassen und darstellbar zu machen. Dabei bot es sich an, sie zu personifizieren. Ihr also eine entsprechende Gestallt und einen Namen zu geben. Eine weibliche Gestalt gab ich ihr, weil sie das Vermögen besitzt, Leben hervorzubringen, zu gebären. Diese Vorstellung wird auch dadurch unterstützt, dass ihr rechter Arm um ein Beet von jungen Pflanzen gelegt ist, welche sie wie schützend umschließt. Liegend, ist ihr ganzer Leib mit dem Boden verbunden und über ihr mit der Erde als Ganzes.

Die Brücke und Wechselbeziehung zum Menschen zeigt sie bereits in ihrer Leibesform, in welcher die menschliche Gestalt schon erkennbar ist. Diese Vermenschlichungstendenz steigert sich dann noch zum Kopf hin, indem ich diesem ein menschliches Antlitz gebe.

Dies alles kann man als Ausdruck dafür sehen, das der Mensch der Natur, in welcher er schaffend tätig ist, nach und nach ein menschliches Gepräge gibt, ihr seinen Stempel aufdrückt…

Wie sich die Vorstellung, dass der Mensch entwickelnd an der Natur tätig ist, denken lässt, kann ein Beispiel veranschaulichen:

Schon vor Jahrtausenden kultivierte der Mensch aus einer Reihe von Wildgräsern und -pflanzen unsere heute bekannte Vielfalt an Kulturpflanzen. Alle Getreidearten, Obstsorten und Gemüse…

Als eine Art lebendiges Kulturerbe zehren wir heute noch von dieser kaum noch beachteten Kulturleistung alter Zeiten.

Ohne die Tätigkeit des Menschen hätten aus Wildpflanzen keine Kulturpflanzen werden können. Obwohl natürlich die Anlage und Möglichkeit zu dieser Steigerung und Veredelung schon in ihr, der Natur, enthalten sein muss als Potential. Aber es benötigt den Geist und die Hand des Menschen, um diese Anlage, dieses in der Natur verborgene Potential, zur Entfaltung und Entwicklung zu bringen.

Weiterführend könnte man sich fragen, was für verborgene Möglichkeiten noch in der Natur schlummern und ihrer Entdeckung und Entwicklung durch den Menschen harren?

Betrachte ich die Natur auf diese dargestellte Weise, dann gewinnt der sonst sehr abstrakte Begriff “Natur” sehr viel mehr Lebendigkeit, Bezug und Nähe zum Menschen.

Diese “Natur- a “ hat Wesenscharakter und kann nun nicht mehr als bloßes ausbeutbares Rohstofflager betrachtet werden, wie dies gerade in ökonomischer Hinsicht heute vorherrschend ist. Raubbau an der Natur, Umweltkrisen und -Katastrophen aller Art weisen auf diese Problematik hin. Mir scheint, dass dies nach einer grundlegend anderen Sichtweise auf die Natur und die Bedeutung des Menschen für dieselbe verlangt.

Kommt der Mensch in die Lage, an der Natur eine ihn betreffende Gestaltungs- und Entwicklungsaufgabe wahrzunehmen, dann ist er in seiner Verantwortlichkeit aufgerufen und zwar sowohl auf der großen Kulturebene (Wissenschaft, Politik, Wirtschaft…) als auch in seiner ganz individuellen Fähigkeit und Lebensart.

Zu meiner Arbeit “Natura” verwendete ich umliegende Bruchsteine und Bauschutt. Dieses unbrauchbar gewordene Material wollte ich kreativ neu gestalten, zu einer neuen Form und Bedeutung. Diese Gestaltung sollte nicht einfach steril in der Landschaft liegen sondern sich lebendig in ihr Umfeld einfügen. Sie wurde so gestalten, dass sie als Unterschlupf und Behausung für kleinere Tiere der Umgebung nutzbar ist.

Für den Menschen kann meine Arbeit und der zu ihr gehörende Begleittext Anregung sein, spielerisch eine andere Sichtweise auf die Wechselbeziehung Mensch <-> Natur zu erproben.

Sie kann uns vielleicht dazu anregen, die Natur einmal als einen großen vielgestaltigen Organismus vorzustellen, an dessen Entwicklung und Umgestaltung wir in Gestalt unserer Kulturtätigkeit aktiv teilnehmen.

Bauschutt, Natursteine

100 x 100 x 3600

#Kunst #Natura

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